Die Aufgabe und Leidenschaft eines Brieftaubenzüchters besteht vor allem darin, die Tauben an fremde Orte zu bringen und auf ihre Rückkehr zu warten. Der Text ist eine Momentaufnahme eines Menschen, der alleine zurückbleibt und verharrend in der Immobilität des Wartens einen Diskurs über die Abwesenheit führt. Es wird ein Szenario des Weggehens und Wiederkommens entworfen. Der, der zurückbleibt, begibt sich in einen Zwischenraum voller Erinnerungen und Erwartungen. Der Text ist keine psychologisch konstruierte Geschichte, er ist ein Versuch, aus den von Brieftaubenzüchtern zwanglos intuitiv entworfenen Bildern einen Zustand abzubilden und so offene Assoziationsräume zu schaffen. Eine szenische Annäherung an die Themen Abschied, Abwesenheit, Warten. Cornelia Rainer hat das Stück ausgehend von Gesprächen mit Brieftaubenzüchtern geschrieben.
oft versucht man, nicht zu warten
wenn man sitzt und wartet
kommen sie oft nicht
wenn man an etwas anderes denkt
nicht an sie denkt
kommen sie oft zurück
weil man vergessen hat
an sie zu denken
es ist gut, dass man nicht weiß
wie sie heimfindet
dass man nicht weiß
warum sie wieder zurückkommt
man sitzt da
schaut auf die Taubenuhr
schaut aus dem Fenster
schaut in den Himmel
Termine und Besetzung
Premiere | Uraufführung am 9. Februar 2007
MIT Cornelius Obonya, Claus Riedl (Geige), Karl Stirner (Zither) | Text und Regie Cornelia Maria Rainer | Bühne Jura Gröschl | Kostüme Aurel Lenfert | Musik Claus Riedl, Karl Stirner | Licht Helmut Preissler | Dramaturgie Judith Liere Presse
©2021 Cornelia Maria Rainer