I wanna be (made)

von Cornelia Maria Rainer | Dschungel Wien 2012
Gunda Dittrich

"Meine Lehrer haben immer zu mir gesagt:
Der trainierte Körper ist das Wichtigste für uns.
Man trainiert seinen Körper wie eine Maschine.
Wenn man umfällt, beginnt man wieder von vorn.
Man muss den Körper formen.
Je mehr weh du hast, desto schöner ist es.
Desto mehr musst du lächeln. Immerzu lächeln."
Yang Ji

Eine Begegnung zwischen der chinesischen Tänzerin Yang Ji und neun Kindern und Jugendlichen zwischen sieben und vierzehn Jahren aus Wien. Ausgezeichnet mit dem Förderpreis des BMUKK.

Im Jahr 2005 nimmt Cornelia Rainer als Gasthörerin mehrere Wochen am Unterricht des National Junior College of Performing Arts in Taipeh, dem einzigen Ausbildungszentrum der Peking Oper in Taiwan, teil. Die Peking Oper ist eine traditionelle chinesische Theaterform und vereint die künstlerischen Elemente Schauspiel, Kampfkunst, Gesang, Tanz und Akrobatik. Während ihres Aufenthaltes kommt sie mit Schülerinnen ins Gespräch, die ihr von ihrem Alltag auf der Schule erzählen. weiterlesen Sechs Jahre später, im Jahr 2011, begegnet sie in Wien der chinesischen Tänzerin Yang Ji (Yutong). Ihr großer Traum in ihrer Kindheit war es, auf einer Bühne zu stehen und Tänzerin und Schauspielerin zu werden. Im Alter von acht Jahren wurde sie auf einem Tanzinternat in Shanyeng, einer Stadt in Nordostchina, zur chinesischen Tänzerin und Peking Oper Darstellerin ausgebildet. Auf dem Internat hat Yang Ji sechs Jahre lang gelernt, wie man den Körper wie eine Maschine trainiert, wie man Schmerz versteckt und das Heimweh bekämpft.

Cornelia Rainer verbindet die Erzählungen der SchülerInnen aus Taipeh mit der persönlichen Geschichte von Yang Ji. Vieles, was sie erfahren und aufgeschrieben hat, passt in das Bild, was im Westen häufig von China entworfen wird: China, das Wirtschaftswunderland, mit seinem Turbokapitalismus und den rasant wachsenden Märkten, das Land, das aller Voraussicht nach die zukünftigen Eliten stellen wird und in dem Ehrgeiz und Drill, eiserner Wille und Erfolg um jeden Preis das Leben bestimmen. Erst kürzlich ist das Buch "Mutter des Erfolgs" der chinesischstämmigen Amerikanerin Amy Chua durch die Medien gegangen und hat eine Diskussion entfacht, wie viel Disziplin und Strenge in der Erziehung von Kindern angebracht ist. Bei aller Fremdheit, hat die Geschichte von Yang Ji und den Schülerinnen aus Taipeh durchaus Überschneidungen mit unserer Lebensrealität. Auf der Bühne trifft die Darstellerin Yang Yi auf neun Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sieben und vierzehn Jahren aus Wien. Viele der Fragen, die Yang Ji als Heranwachsende begleitet haben, stellen sich die Kinder und Jugendlichen hier genauso: Was möchte ich werden? Welche Bilder habe ich von mir? Wie gehe ich mit Neid und Konkurrenzgefühlen um? Bin ich ehrgeizig? Entspricht mein Körper dem Schönheitsideal? Wo sind meine Grenzen? Wie reagiere ich auf Misserfolge und Erfolge? Wie finde ich meinen Weg? Wovon träume ich?

Neben der persönlichen Geschichte von Yang Ji stehen die Erzählungen der Kinder über ihre Träume und Wünsche im Zentrum des Abends: Anders als als in der Realität ist in Träumen alles möglich ist. Die ganze Welt besteht plötzlich aus Magie, und alle Wünsche können in Erfüllung gehen. Wir können in unseren Träumen alles erreichen und alles sein oder werden: berühmt, erfolgreich, wunderschön, blitzgescheit, ausgestattet mit besonderen Kräften und Begabungen. Was aber, wenn die Träume in Erfüllung gehen und in der Realität plötzlich gar nicht mehr so glanzvoll und schön sind wie in der Fantasie?

In I WANNA BE (MADE) ist die Rede von Mut, Selbstvertrauen, Angst, Disziplin, Konkurrenz, vom Anspruch einen gewissen Schönheitsideal entsprechen zu müssen, aber auch vom Schmerz von der eigenen Familie weit weg zu sein, und immer wieder um die Ungewissheit um die eigene Zukunft. Die Bühne wird zu einem Ort der Begegnung und des Austausches: Hier bietet sich die Möglichkeit, die zunächst fremde Lebenswelt des Anderen zu begreifen und ungeahnte Gemeinsamkeiten zu entdecken.

Die Kinder, die bei dem Projekt mitwirken, wurden im Rahmen eines mehrtägigen Workshops ausgewählt. Sie kommen aus fünf Wiener Gemeindebezirken und haben unterschiedliche soziale wie kulturelle Hintergründe und Förderung. Vielfalt war das entscheidende Kriterium bei der Auswahl. Für den Großteil der Kinder ist es das erste Mal, dass sie auf einer Bühne stehen und Texte und Bewegungsfolgen einstudieren. Bei allen Unterschieden haben die Kinder eines gemeinsam: den Wunsch, Theater zu spielen und ihre Geschichte zu erzählen.

Weiterführendes Begleitmaterial für Schulen, Kinder und Erwachsene rund um die Inszenierung unter: company@corneliarainer.com

Termine und Besetzung

Premiere | Uraufführung am 10. Februar 2012
Dauer: 85 Minuten, ab 7 Jahren

Gefördert mit Mitteln der MA7 und des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur
Mit freundlicher Unterstützung von KulturKontakt Austria
Koproduktionspartner: Dschungel Wien.

MIT Yang Ji (Yutong), Arjun Kumar, Vanshika Kumar, Michaela Lindorfer, Leon Schönauer, Valerie Schwanda, Tamara Stojkovic, Krisztina Vargha, Yani Zhan, Hanna Zwerina | Regie, Text und Konzeption Cornelia Rainer | Bühne und Kostüme Aurel Lenfert | Dramaturgie Sibylle Dudek | Ton Stefan Frankenberger | Video Stefan Wurmitzer, Cornelia Rainer | Regieassistenz Lilli Hering | Kostüm- und Bühnenbildhospitanz Sonja Kreibich, Suzana Knezevic, Sarah Zaja | Lichtdesign Stefan Enderle (Dschungel Wien) | Produktionsleitung Andrea Klem

Herzlichen Dank an alle Eltern, Großeltern und LehrerInnen, insbesondere an Maria Lodjn und Nicole Strnad. Außerdem an: Dagmar Bald, Johann Bugnar, Burgtheater Kostümfundus/Manuela Lehner, Chinesische Schule Wien, Concilium Musikum/Portier, Gunda Dittrich, Fa Frischeis Holzhandel Stockerau, Andrea Flachs, Daniel Grailach, Hauptbücherei Wien, Thomas Havlic, Familie Hering, Konservatorium Wien, Privatuniversität/Tanzabteilung, Corina Lange, Angelika Leb, Jürgen Leutgeb, Susanne Lietzow, Gabriele Ludescher, Michael Maas Schneiderei, Madame Tussauds Wien, Erni Mai, Maria Moritz, Marlene Polt & Rocky the horse, Mühlbauer Hut & Mode, Gil Pender, Sasha Pirker, Alexandra Reisinger/3raum-Anatomietheater, Konstanze Schäfer, Simon Schennach & MEDIENGESELLSCHAFT, Schneiderei Michael, Anna Schoeppe, Christian & Andrea Stagl/Reitstall Stagl, Dario Stefanek/Lampenschirm, Thorsten Stelter, Niki Tunkowitsch, Ali Zabransky/"imhinterhaus", Familie Zwerina. Besonderen Dank an Ondrej Janoska für die Aufnahme des Paganini Capriccio Nr. 5!
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