"If not King, how can I be Richard?"
Richard II. – im Kern die Geschichte eines Mannes, der ein Königreich verliert und eine Seele gewinnt – wird in diesem "Monolog für einen Schauspieler“ vom Ende her erzählt. Als rechtloses Subjekt findet sich der einst so mächtige Herrscher im Kerker wieder, abgesetzt vom Usurpator Bolingbroke, allein mit den vorwurfsvollen Stimmen der Vergangenheit, oszillierend zwischen Selbstbetrug und Erkenntnis, Aufbegehren und Selbstzerstörung. Alle Stadien seines bitteren Sturzes vom Thron durchlebt er – eingekerkert und von aller Welt verlassen - noch einmal, und so zwingt ihn der Verlust der Königswürde, sich im Angesicht der eigenen Vernichtung seiner selbst bewusst zu werden. In den blutigen Königsdramen Shakespeares versinkt die Welt in Mord und Blutrunst. Am Beginn dieser Höllenfahrt steht zwangsläufig ein Sündenfall: die Unterbrechung der gegebenen Ordnung durch die Absetzung eines von Gott eingesetzten Königs. Damit markiert Richards Sturz aus allen Gewissheiten in die Unbehaustheit der Existenz exemplarisch jenes Erwachen der menschlichen Individualität, das als revolutionäre Entdeckung des Ichs in der Renaissance beginnt und direkt in die Unübersichtlichkeit und Geworfenheit unseres modernen Lebens führt.
"Richard II. ist ein schlechter Herrscher und ein interessanter metaphysischer Dichter. Sein Königtum nimmt in dem Maße ab, in dem seine Dichtung größer wird. Er ist ein törichter König, ungeeignet für die Würde, die er bekleidet, und er ist ebenso sehr das Opfer seiner eigenen Psyche und seiner extravaganten Dichtkunst wie der Machenschaften Bolingbrokes."
Harold Bloom
Termine und Besetzung
Premiere am 15. November 2009
Thalia Theater Hamburg | Koproduktion mit den Ludwigsburger Festspielen
Gastspiele: Ludwigsburger Festspiele, Akademietheater Wien, 2010
In einer Bearbeitung für einen Schauspieler von Cornelia Rainer und Susanne Meister
Nach der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel
MIT Sven-Eric Bechtolf (König Richard), Sabine Haupt (Stimme der Königin) | Regie Cornelia Maria Rainer | Bühne und Kostüme Aurel Lenfert | Dramaturgie Susanne Meister | Musik Wolfgang Mitterer | Licht Paulus Vogt Presse
©2021 Cornelia Maria Rainer